Madeleine Bernstorff______________

 

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____DER BEITRAG FRANKREICHS
unveröffentlichter Text in Nachfolge der 1. Tagung zu Reeducation Film im Kino Metropolis in
Hamburg, Juni 1999

Am 5. Juni 1945 werden auf der Sitzung des Alliierten Kontrollrates in Berlin die Gebiete der französischen Besatzungszone festgelegt: Der südliche Teil der Rheinprovinzen, das linksrheinische Gebiet des Landes Hessen, die vier Kreise der Provinz Hessen-Nassau zwischen Westerwald und Taunus, der südliche Teil der Länder Baden und Württemberg, die bayrische Pfalz, das Saargebiet und der bayrische Kreis Lindau am Bodensee.(1)
Administrativer Sitz der französichen Besatzungsmacht wird Baden-Baden. Im August 1945 wird Émile Laffon zum Administrateur général de la Zone Française d'occupation ernannt. An der Spitze der militärischen Verwaltung steht General Koenig. Raymond Schmittlein wird Directeur de l'Education Publique, Jean Arnaud Directeur de L'information. Marcel Colin-Reval arbeitet als Delegierter des Centre National de la Cinématographie Française für die besetzen Gebiete und als Chef der Section Cinéma.

In der historischen Forschung und auch im Alltagsverständnis der Zeitzeugen wird die französische Besatzungszeit sehr unterschiedlich bewertet. Einerseits ist von der unbarmherzigen Sicherheits-und Reparationspolitik der französischen Besatzungsmacht die Rede gepaart mit einer Politik der Obstruktion gegenüber den Strategien der anderen Alliierten. Die Franzosen hätten ihre Zone nur als "Ausbeutungskolonie" (2) betrachtet, ihre Kulturpolitik sei Kosmetik gewesen. Viel Kultur, aber nichts zu essen - Les russes parfumés. In dieser Richtung argumentiert auch ein 1985/1987 hergestelltes materialreiches Video DIE GESCHICHTE DER FRANZÖSISCHEN BESATZUNGSZONE (3), das über die Landesbildstellen für die (außer)schulische Bildungsarbeit bezogen werden kann.

In der historischen Einschätzung der französischen Deutschlandpolitik nach 1945 ist aber seit einigen Jahren eine Präzisierung, zum Teil auch eine Wende zu beobachten, die sich mit der Zugänglichkeit von Materialien durch Öffnung französischer Archive (4) in den 80er Jahren (5) ergeben hat . Zuvor hatte sich die Forschung mit wenigen Ausnahmen auf amerikanische und britische Akten gestützt, und deren Perspektive oftmals übernommen.
Die neue Forschung berücksichtigt die geschwächte Position Frankreichs nach vier Jahren deutscher Okkupation, bezieht sich auf rivalisierende französische Konzeptionen der Besatzungspolitik, geht auf Initiativen der französischen Besatzungsmacht ein, wie z.B. in der Mitbestimmungsdiskussion (6) oder den vergleichsweise effektiveren, da unschematischeren Maßnahmen bei der Entnazifizierungspolitik, und kommt zu vielschichtigeren Schlüssen.

Wie wichtig die Filmpolitik im Rahmen der französischen Kulturpolitik war, möchte ich im folgenden an einigen Beispielen darstellen. Das kriegsgeschädigte Frankreich hatte nicht viel mehr anzubieten als den Anschluß an seine bedeutende Kulturtradition.

____Umerziehung woher und wohin?

In welchem Spannungsfeld ist der Umerziehungsgedanke angesichts der von den Alliierten vorgefundenen deutschen Katastrophe eigentlich anzusiedeln? Dem autoritätsgläubigen deutschen Geist und "der Kälte und Unfähigkeit zur Identifikation zum Bewußtsein seiner selbst zu helfen" (7) und schließlich die "mangelnde Fähigkeit zur Erfahrung" (8) zu behandeln, wie von Th. W. Adorno benannt, hätte die Idee sein können. Ob und wie solche elementaren Vorstellungen der Aufklärung in einer von Hunger, von ökonomischen und machtpolitischen Interessen geprägten Stunde Null zum Zuge kamen, ist die Frage, die sich aus heutiger Sicht stellt.

In einem Vortrag des französischen Germanisten Edmond Vermeil (9), gehalten Anfang 1947 auf der Conference on some Aspects of the german problem, war dieser sich mit Raymond Schmittlein (10), Directeur de L'Education Publique, einig, dass es vor allem darum ging, die Zone zu "entpreussen" (à déprussifier la zone ), vor aller Entnazifizierung. Beide fanden, daß der Nazismus eine monströse, widerwärtige Abwandlung eines bis an die Grenzen getriebenen Militarismus und Nationalismus, eine Perversion preussischer Engstirnigkeit sei.
Weiter sagt Vermeil: "Das wesentlichste Ziel des Nationalsozialismus war die Isolation des Volks jenseits des Rheins, und vor allem der deutschen Jugend, sie abzuschliessen vor ausländischen Einflüssen und sie einzukerkern im rigiden Rahmen einer Art moralischer und intellektueller Autarkie in der nur noch Deutschland, sein Schicksal, sein Denken und seine expansive Eroberungspolitik galt. Diesem fatalen Bann muß man die Deutschen - koste es was es wolle - entreißen." (11)

Eine von der Section Propaganda de L'Information erstellte deutschsprachige Broschüre (12) über das SS-Massaker an der Bevölkerung von Oradour-sur-Glane am 10. Juni 1944 endet mit folgendem Fazit: "Denn so ist diese Menschenrasse, die immer wieder von Zeit zu Zeit über Deutschland ersteht, getragen von jenen unwiderstehlich immer emporsteigenden Wellen vorgeschichtlichen Seins, die im Nazismus nur ihre jüngste Erscheinungsform gefunden haben. Verdient dieses furchtbare Rätsel der germanischen Seele nicht einen Augenblick des Nachdenkens?"

____Ein Jahr später

Im Unterschied zu der Fülle des ausführlich bearbeiteten und ausgiebig ausgewerteten Materials zu amerikanischen Re-education-Filmen (13) herrscht in Bezug auf den französischen Beitrag wenig Klarheit.
"Wenig Konkretes läßt sich über die Filmproduktion der französischen Militärverwaltung ermitteln", heißt es in dem Artikel von Helmut Regel (Bundesarchiv Koblenz) zum "Film als Instrument Alliierter Besatzungspolitik in Westdeutschland"(14). Regel erwähnt die französische Wochenschau Actualités Françaises, die ab Oktober 45 in der französischen Zone mit deutschem Kommentar gezeigt wurde, später auch mit eingefügten Episoden aus Deutschland.

Jean Arnaud schreibt in seinem Bericht "sur l'Œuvre de démilitarisation, dénazification und démocratisation entreprise par la Direction de l'information":
"Um diese kinematographischen Filmstreifen mit den Aktualitäten lebendiger zu machen, wurden zwei französische Kameramänner speziell damit beaufragt in der Zone die wichtigsten Ereignisse des politischen, administrativen und wirtschaftlichen Lebens zu filmen. Bald wurden diese Kameramänner von deutschen Kollegen unterstützt, die inzwischen einen großen Teil der Arbeit gewährleisten." (15)

Eine neue Gesellschaft - Blick in die Welt - nach deutschem Recht war gegründet worden für diese Wochenschauen, die Konzession dafür war im September 1945 von der Besatzungsbehörde ohne Auflagen vergeben worden . (16) Die erste Ausgabe fiel in die 43. Woche 1945 und zeigte unter anderem die Eröffnung der Universität Tübingen und einen Bericht über die Wahlen in Frankreich.

Diese Wochenschauen wurden anfangs - vor der Inbetriebnahme der französisch-deutschen Filmstudios in Remagen - in Paris entwickelt, kopiert und gemischt.
In dem von Blick in die Welt produzierten und vom Verleih Rhein-Donau verliehenen Film EIN JAHR SPÄTER (französische Fassung: UN AN D'OCCUPATION EN ALLEMAGNE), wird 1946 eine Bilanz der ersten 12 Monate unter der französischen Militärverwaltung gezogen . (17) Der Film (18) konfrontiert in seinem ersten Teil das durch die Nazis angerichtete Desaster mit der Möglichkeit eines Lebens in Frieden und Wohlstand:
"Warum habt ihr Festungen gebaut? Dafür hättet ihr Krankenhäuser bauen können. Warum Tanks, dafür hätte jeder seinen Wagen gehabt. Denkt an die Nächte des Grauens zurück, in den Kellern, unter den stürzenden Häusern. Dafür hätte jede Familie in ihrem eigenen Haus leben können... Statt des Todes, Gesundheit und Freude. Statt des Todes, Heilung und Leben. Statt des Todes und der Unfreiheit, friedliche Häuser für freie Menschen."

Die Kommentarstimme, die diese Sätze spricht, intoniert die Worte mit wachsender Lautstärke. In barschem Ton, verstärkt durch Maschinengewehrsalven und Marschmusik: "Zerstören, vernichten, auslöschen: der Nazigeist war der Geist der Zerstörung." Der Spannungsbogen wird durch Musik erzeugt, die den Bereich der Opfer mit elegischen Tönen, Oboenstimmen, und den beginnenden Aufbau, die Zukunft mit fröhlichen Klängen illustriert. "Die freie Welt wollte den Menschen die menschliche Würde wiederschenken". Dazu sind Bilder von Mitgliedern des Bündnis der politischen Gefangenen zu sehen, die in Häftlingskleidung auf den Arc de Triomphe zugehen und einen Kranz niederlegen.
Nun die Aufbauleistungen der französischen Besatzer: Instandsetzung der Eisenbahnstrecken, der zerstörten Brücken, der industriellen Produktion, des Kohlebergbaus im Saargebiet, die Weizenlieferungen. "Für Frankreich, das der Welt die Erklärung der Menschenrechte geschenkt hat, sind auch in der französischen Besatzungszone die Worte Freiheit und Kultur keine leeren Worte" - dazu Bilder von der Tübinger Universität, dann ein Konzert von Otto Klemperer dirigiert, eine Ausstellung über Frankreich und Baden und zum Schluß eine Parallelmontage des nun nicht mehr trennenden Rheins mit einer Gruppe von ländlicher akkordeonspielender blonder Mädchen vor einer Schwarzwaldhütte als Zukunftsbild für "Freundschaft und Frieden".

Konstruktiv formuliert ein Redakteur des Südwestfunks seine Kritik: "Der Film ist in der ersten Hälfte als ausgezeichnet zu betrachten: Die Bildauswahl ist geschickt, überzeugend und dabei nicht ermüdend. Die Gegenüberstellungen sind gut gewählt, und es ist an keiner Stelle Anlass vorhanden, deutscherseits irgendwie unangenehm berührt zu sein." Der namentlich nicht genannte Schreiber kritisiert vor allem die zweite Hälfte des Films: Es werde nur von französischen Arbeitern gesprochen, Lebensmittellieferungen seien nicht zu sehen, auch fehlen Hinweise auf den Wiederaufbau des Rundfunks und auf Maßnahmen zur Förderung des Theater-und Filmwesens "zweier Punkte also, die für die Masse der Bevölkerung psychologisch außerordentlich wichtig sind." Insbesondere wird aber die "textliche Gestaltung" bemängelt: "Die betont lebhafte und leidenschaftliche Art, die der Sprecher gewählt hat, erinnert außerordentlich stark an ähnliche Propagandafilme der Nationalsozialisten und wird vom Hörer ohne weiteres als propagandistisch und in manchen Fällen als auch etwas theatralisch empfunden. Ein ruhiger, in überzeugender Form lediglich gewissermaßen illustrativ gesprochener Text wäre zur Erreichung der Absichten dieses Films zweckmäßiger gewesen." Abschließend wird betont, daß die "obigen Beobachtungen nicht nur von mir allein, sondern auch von einer Reihe kritikfähiger Zuschauer gemacht worden sind. Sie kamen bei Unterhaltungen über den Eindruck des Filmes zur Sprache."

____L'épuration

Die Section Cinéma de l'information erreichte Baden-Baden am 1. Juli 1945. Ihre vordringliche Aufgabe sah sie in der Säuberung der Kinobranche, die im Dritten Reich eines der wirkungsvollsten Propagandainstrumente gewesen war.
Zuerst einmal musste alles vor der alliierten Besatzung in Umlauf gebrachtes Filmmaterial, die Kopien der deutscher Filme aller Genres, eingesammelt und untersucht werden. Dies geschah in Baden-Baden, Freiburg, Neustadt, Saarbrücken und Andernach. Aus den mittlerweile aufgelösten Gaufilmstellen Koblenz, Saarbrücken und Freiburg wurden die Kinoapparaturen eingesammelt.
Die Zensurkommissionen in Baden-Baden, Freiburg, Neustadt und Tübingen arbeiteten in Verbindung mit der alliierten Zensurkommision in Berlin. (19)
Filme mit Nazi- und Rassen-Propaganda, Filme mit mitreißendem preussischem Militarismus und solche, die konträr lagen zum Prestige der Alliierten wurden indiziert. An dieser Zensurkommission nahmen Mitglieder der deutschen Anti-Fa und später verschiedene Repräsentanten zugelassener politischer Parteien der Zone teil.

Gleichzeitig wurde die politische Säuberung der verschiedenen Kinoleiter und des Kinopersonals betrieben. In der Zone existierte kein Filmstudio, deshalb galt die Aufmerksamkeit der Section Cinéma vor allem dem Verleih- und Abspielbereich.
Es gab nur ein kleines Verleihunternehmen mit Zentrale in Baden-Baden - Deutschlandfilm - es wurde unter Zwangsverwaltung gestellt und sein Chef Herr Lakte, der ein wichtiges SS-Mitglied gewesen war, wurde interniert.
Man prüfte die Kinoleiter, denn man sah sie als mitverantwortlich für die Funktion des Kinos als Propagandainstrument, auch wenn sie nicht Parteimitglieder gewesen waren. Man setzte provisorische Leiter ein.

____Démocratisation

Eine Kommision für die Auswahl französischer Filme für Deutschland wurde Ende 1946 gegründet. Für den Verleih der französischen Filme war zuerst die Gesellschaft Rhin-Danube (Filmverleih Rhein-Donau) zuständig, die später in der IFA- Internationale Film Allianz, Sitz in Neustadt (die Direktion in Baden-Baden) aufging, das zugehörige Synchronisationsstudio befand sich in Teningen bei Emmendingen.

"Unweit von Remagen am Rhein in der französisch besetzten Zone ist in Haus Calmuth, der ehemaligen Sommerresidenz eines rheinischen Industriellen, die seit 1933 im Besitz der NSDAP war, eine rheinische Filmzentrale, die spätere FilmUnion im Aufbau. Französische Filme sollen dort synchronisiert werden. Es befinden sich dort Ateliers und eine Abteilung der Section Cinéma der französischen Militärregierung: Aufgabe sollte sein, wenige aber sehr gute Filme herzustellen." (20) Eingeweiht wurden die Erweiterungsbauten des Studios im Dezember 1946 (21) in Anwesenheit des französischen Informationsministers Monsieur Bichet und von Capitaine Colin-Reval, dem Chef der Section Cinéma. Im Frühjahr 1947 wurde der volle Betrieb der Studios aufgenommen.
Eine Mitarbeiterin des Studios in Remagen, die dort von 1949 bis 1951 als Negativcutterin arbeitete, erwähnt (22) einen Herrn Dr. Berger als Leiter des Studios und eine Dramaturgin in wichtiger Position, deren Namen allerdings nicht mehr zu ermitteln ist. Diese Negativcutterin, Frau Hohgräfe arbeitete zum Bespiel an der deutschen Fassung von NINOTSCHKA und erzählte wie sie Anfang der 50er Jahre amerikanische Nahkampffilme zu Schulungsfilmen für die belgische Armee umarbeiten mußte, und sich dann wegen der Deutschfeindlichkeit dieser Filme weigerte, daran weiterzuarbeiten. Des weiteren sprach sie von dem tiefen Eindruck den die deutsch-französischen Filmtreffen (23) auf sie gemacht haben.

Besondere Maßnahmen zur Entnazifizierung der Öffentlichkeit wurden ergriffen: Die Bevölkerung sollte über die wahren Machenschaften des Naziregimes aufgeklärt werden.
LES CAMPS DE LA MORT, ein Film über die Greuel der Konzentrationslager wurde deutsch synchronisiert und in allen Kinos gezeigt, zum Teil in Vorstellungen, die von Betroffenen der Deportation selbst kommentiert wurden. Man könne sagen, schreibt Jean Arnaud, daß der Film vom größten Teil der Bevölkerung in der französischen Zone gesehen wurde.
Der Film LES CAMPS DE LA MORT war laut Bericht von La Revue de la Zone Française vom November 1945 in Baden-Baden vorgeführt worden zur Illustration einer Konferenz über Dachau und habe sehr reges Interesse hervorgerufen. In einer von der franzöischen Militärregierung veranlaßten Meinungsumfrage im Oktober 1947 wird die Frage gestellt: "Glauben Sie alles, was man in der Presse, in Büchern, im Radio und in Filmen über die Konzentrationslager gesagt hat?" 59% antworten mit Nein, 26 % mit Ja, 15 % geben keine Antwort.
Laut Unterlagen ist dieser Film eine Produktion der actualités françaises, der französischen Wochenschau und wurde von französischen und amerikanischen Kriegsberichterstattern gedreht. Bis jetzt konnte noch keine Kopie dieses Filmes gefunden werden, vermutlich handelt es sich aber um die französische Version des Filmes NAZI CONCENTRATION CAMPS. Auch bei einigen der zahlreichen Lehrervortragswochen, die im Schuljahr 1945-46 für insgesamt 12000 Teilnehmer stattfanden, wurde der Film vorgeführt. Im cours de reeducation in Kirchheimbolanden (Februar 1946) z.B. wurde zusätzlich der französische Film SENDBOTEN DES TEUFELS (24) gezeigt.

Schwerpunkt dieser Umschulungsseminare waren allerdings Vorträge und Diskussionen. Die anwesenden Kontrolloffiziere sollten dort in der freien Diskussion der zeitgenössischen polititschen und pädagogischen Probleme die Reaktionen des deutschen Lehrpersonals beurteilen und dieses wiederum sollte dort Antworten "bezüglich der neuen Orientierung finden".
Ein Regierungsrat Meyer schreibt in seinen Berichten auch immer ausführlich über die Verpflegungslage der Seminare: "Verpflegung zufriedenstellend, trotz der immer grösser werdenden Schwierigkeiten in der Herbeischaffung von Frischgemüse. Die Gemüseversorgung war nur noch auf dem Wege der persönlichen Fühlungnahme mit den Bürgermeistern der ländlichen Gemeinden möglich. Auch in der Kartoffelversorgung traten Schwierigkeiten auf, da es sich herausstellte, daß der Mangel an Frischgemüse durch einen Zusatz von Kartoffeln ausgeglichen werden musste." (25)
In der französisch besetzten Zone litt die Bevölkerung sehr viel stärker unter Nahrungsmittelmangel als in den anderen Zonen (26). Hier kam zu der weltweiten Ernährungskrise die desaströse ökonomische Lage Frankreichs, das selbst nur 50 bis 60% des eigenen Nahrungsmittelbedarfs produzieren konnte.

____Mit lenkender Hand

Zum Begriff der Demokratisierung merkt Jean Arnaud an:
"Die deutsche Bevölkerung war für lange Zeit von allen anspruchsvollen ausländischen Produktionen abgeschnitten. Erste Aufgabe der Section Cinéma war es nun, dieser Öffentlichkeit ein Programm französischer Filme vorzustellen und es durch eine gewisse Anzahl alliierter Filme zu erweitern."

Am 5. August 1945 gibt Émile Laffon den Befehl, die Kinos wieder zu eröffnen. Ein Bericht der Revue de la Zone Française vom 15. November 1945 informiert über den bis dahin erreichten Stand der Maßnahmen. Danach gibt es 330 Kinos in der französischen Zone und 18 Kinos im französischen Sektor in Berlin. Im August 1946 sind bereits 425 Filmtheater in der französischen Zone in Betrieb, davon 65 im Saargebiet und 27 im französischen Sektor Berlins. Seit April 1946 war zudem das erste periodische Publikationsorgan erschienen, DIE NEUE FILMWOCHE, ein Informationsblatt für die Lichtspieltheater, das als deutschsprachige Beilage zum Branchenblatt LA CINEMATOGRAPHIE FRANÇAISE von der Section Cinéma in Baden-Baden herausgegeben wurde.
In dieser wöchentlich erscheinenden Zeitschrift sind neben Bekanntmachungen der Section Cinéma - etwa über die Pflege der Kopien oder die Verpflichtung zur Reklame - Filmbesprechungen französischer und deutscher Filme, eine regelmäßige Auflistung der Wochenschaubeiträge und allgemeine Artikel von branchenspezifischem Interesse zu finden.
Die erste Ausgabe brachte unter der Überschrift: "Was sagt das Publikum zum französischen Film" einen programmatischen Ausblick: "Die pseudokulturelle Diktatur Goebbels'scher Prägung lastete auf der freien Gestaltung des deutschen Filmschaffens. Kein Wunder also, wenn das einseitig und tendenziös beeinflußte Publikum erst wieder mit lenkender Hand allmählich den Weg zur wirklichen Filmkunst und zu ihrer verständnisvollen Beurteilung geführt werden muß."
Im weiteren Verlauf wurde jedoch auch verstärkt deutschen Filmschaffenden Gelegenheit gegeben, Situation und Perspektiven zu benennen. So schrieb etwa Joseph von Baky einen Beitrag mit dem Titel "Deutscher Film wohin?" und führte aus: "Mit politischen Erziehungsfilmen ist Deutschland nicht gedient! Auch Vogel-Strauß-Politik treibende Filme sind zu vermeiden und für Klamaukfilme ist die Zeit zu ernst." (27)

Am 27. Mai 1948 wird in Eich in der Nähe von Worms in einem von der Film-Union renovierten Schulhaus eine Schule für Kinovorführer eingeweiht. Hier sollen Schüler aus allen drei Zonen in einem siebenwöchigen Kurs ausgebildet werden. Die Militärverwaltung bittet um zahlreiches Erscheinen bei der Einweihungsfeier: "cette école est appelée a servir utilement notre propaganda en Allemagne". (28)

Welche Filme waren es nun, die während der Besatzungszeit in der französischen Zone gesehen wurden? Bei Durchsicht der Verleihprogramme, der Filmclubabrechnungen und Kino-Korrespondenzen fallen immer wieder bestimmte Spielflme auf, über Kurz-und Dokumentarfilme gibt es hingegen kaum Aufzeichnungen.
So wurde der französische Film NACHTIGALLENKÄFIG (29) oft und erfolgreich aufgeführt. Die biografisch erzählte Geschichte eines Hilfslehrers in einer Erziehungsanstalt, der gegen einen verständnislosen, hartherzigen Erzieher ankämpfen muß, die Knaben dabei auf seine Seite ziehen kann, aber dennoch von der Schule verwiesen wird, dürfte genügend Möglichkeiten zur Identifikation geboten haben. Das Verleihprogramm der Internationalen Film Allianz beschreibt ihn als einen "Film, der von echter Menschlichkeit überstrahlt ist."

DIE KINDER DES OLYMP (30) war noch erfolgreicher. Unter der Rubrik "Große französische Filme" im Verleihprogramm finden sich ferner:
- SOUS LES TOITS DE PARIS,
- LA NUIT FANTASTIQUE,
- LE VOYAGEUR SANS BAGAGES,
- LAC AUX DAMES
.

Im Oktober 1946 sind 100 französische, zum größten Teil deutsch untertitelte Spielfilme mit insgesamt 400 Kopien und 70 Kopien der Wochenschauen im Einsatz. Davon sind 20 französische Filme deutsch synchronisiert. 1949 wurde den Ländern der französischen Besatzungszone u.a. noch folgende Filme zur Verfügung gestellt:
- LA BELLE ET LA BÊTE,
- LES VISITEURS DU SOIR,
- LA MARSEILLAISE,
- LUMIÈRE D'ETÉ
.

Neben dem preußenkritischen Weimarer Republik-Film MÄDCHEN IN UNIFORM lassen sich an deutschsprachigen Filmen allerdings auch viele Unterhaltungs-Reprisen aus der Nazizeit nachweisen, gespielt wurd:
- DIE REISE NACH TILSIT,
- WIR MACHEN MUSIK,
- DER STERN VON RIO,
- KORA TERRY,
- DAS MÄDCHEN VOM MOORHOF,
- HAB MICH LIEB,
- DIE GOLDENE STADT,
- OPFERGANG (31),
- GROSSE FREIHEIT NUMMER 7 (32),
- QUAX DER BRUCHPILOT,
- ROMANZE IN MOLL (33),
- GEIERWALLY.

Ende 1948 bietet der Prisma-Filmverleih für die französische Zone folgende deutsche Produktionen neueren Datums an: DIE MÖRDER SIND UNTER UNS, IN JENEN TAGEN, UND FINDEN WIR UNS WIEDER, FILM OHNE TITEL.
Eine Meinungsumfrage im Saarland hatte ergeben, daß 80% der Befragten deutsche oder deutsch synchronisierte Filme den französischen (18%), amerikanischen (4%), britischen (2%) und russischen (0%) Filmen vorziehen. 20 % der Befragten wollen Dokumentarfilme sehen, 31% "ernste Filme, modern oder historisch" und 24% präferieren Komödien.

Trotz der Scheiterns alliierter Co-Produktionen - wie von Brigitte J. Hahn (34) an der Produktionsgeschichte des Films NÜRNBERG UND SEINE LEHREN über den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß dargestellt - gab es zumindest auf der Ebene des Austausches von gedrehtem Material weitreichende Kontakte. Bei den in Hamburg im Rahmen des Modellseminars "(Um)Erziehung zur Demokratie. Can the Germans be re-educated?" gezeigten Filmen wird offenkundig, wie sehr sich viele Filme, vor allem die, die angesichts der befreiten Konzentrationslager hergestellt worden waren, aus demselben Bildmaterial speisten.

Im folgenden möchte ich zunächst näher auf den Film LE RETOUR eingehen und aufzeigen, auf welche Weise einzelne Passagen aus dieser französisch-amerikanischen Zusammenarbeit in die US-Produktion THE REUNION und den britischen Film THE WAY FROM GERMANY eingegangen sind, so daß sie stellenweise wie verschiedene Schnittfassungen desselben Materials wirken.

Buchstaben aus Stacheldraht bilden denTitel von LE RETOUR. Der Film wurde von der amerikanischen Information Controll Division unter Mitwirkung ehemaliger französischer Gefangener realisiert. Technische Beratung (35): Henri Cartier-Bresson, Kommentar: Claude Roy, Musik: Robert Lannoy(36). Der Film kompiliert Material aus unterschiedlichsten Quellen zu einer detaillierten Schilderung der Rückkehr der Kriegsgefangenen in ihre Heimatländer im Herbst 1945.(37)
Er beginnt mit einer kurzen Sequenz, die ein Lager und die Zwangsarbeit der Insassen noch vor der Befreiung zeigt, beschreibt Hunger, Erschöpfung und Enge, die menschenunwürdigen Zustände. Die nachfolgenden Bilder von Kampfhandlungen der Amerikaner sind die einzigen Aufnahmen des Filmes, die mit Originalton - Gefechtsdonner - unterlegt sind. Dann jubelnde, lachende, winkende, Menschen: die Befreiung von Bergen-Belsen. Hymnische Musik. Ein Armeeauto an der Ortsgrenze von Dachau. Ein Mann mit einem großen X auf der Jacke greift seinen Peiniger wütend an. Soldaten und Wachmannschaften werfen Schlüssel auf einen Haufen. Ein großes Transparent: "Wir grüßen unsere Befreier!" Essensausgabe, abgemagerte Frauen hinter Stacheldraht, Entkräftete, Kranke, denen auf einen Wagen geholfen wird. Eine Krankenstation.
Nun setzt nach einer langen Pause wieder die Kommentarstimme ein und spricht davon, wie viele noch nach der Befreiung an Krankheiten und Entkräftung sterben. Ein Mann in einem Krankenbett lächelt in die Kamera, als ihm eine Zigarette gereicht wird. "Jedes Lächeln ist ein Sieg!" Die Musik wird nun rythmischer: Menschenströme, die Befreiten begeben sich auf ihren Weg nach Hause. Provisorische Lager und DP-Camps für Rast und Versorgung, Zentren für die Repatriierung der Gefangenen, Deportierten und Zwangsarbeiter.
Am Ufer der Elbe organisieren amerikanische und russische Soldaten gemeinsam diese Rückkehr: "die einen nach Osten, die anderen nach Westen, aber für alle ist der Weg der gleiche, die wiedergefundene Freiheit, der Weg zurück!" Eine Szene zeigt, wie eine Befreite eine Täterin ohrfeigt.(38) Dieser Moment ging als Photo von Henri Cartier-Bresson um die Welt. Zurecht bemerkt Jens Hoffmann in seinem Artikel über das Hamburger Seminar zum Re-education-Film wie selten die deutschen Täterinnen und Täter in den damaligen Dokumentarfilmen als angreifbare, verwundbare oder sterbliche Menschen gezeigt werden. (39)
Den letzten Teil des Films bestimmt die dynamisierende Musik, die heimwärts drängende Aufbruchstimmung kulminiert in der Darstellung des Rückflugs. Luftaufnahmen von Paris. Als die Rückkehrenden aus dem Flugzeug aussteigen, sind fanfarenartig Motive der Marseillaise zu hören. Im Gare d'Orsay hat die französische Regierung ein Zentrum für die ankommenden Repatriierten geschaffen. Verpflegung, Formalitäten, ein Bild von de Gaulle. "Dafür habt ihr gekämpft und gesiegt, ihr Männer eines freien Volkes!"
Dann schweigt der Kommentar und wir sehen erwartungsfrohe Menschen, Wartende, die verzweifelt die Zurückkommenden nach Informationen über Angehörige befragen, Ausschau halten nach vertrauten Gesichtern. Tiefbewegte Umarmungen. Vor Glück Weinende. Der Film endet mit der Großaufnahme eines Paares.(40)

LE RETOUR vermittelt die von Marguerite Duras in La Douleur / Der Schmerz beschriebene Erfahrung des Wartens: "Wir stehen an der Spitze einer namenlosen, waffenlosen Schlacht, einer Schlacht ohne vergossenes Blut, ohne Ruhm, an der Spitze des Wartens. Hinter uns liegt die eingeäscherte Zivilisation und das gesamte Denken, das seit Jahrhunderten angehäufte Denken..."(41)

Nach Jay Leyda (42) soll diese französische Fassung zuerst hergestellt worden sein und sei dann vom United States Information Service für andere Länder freigegeben worden. Nach "geringfügigen" Änderungen durch Peter Elgar erhielt sie den Titel REUNION.(43) Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings, daß die Änderungen so geringfügig nicht gewesen sind. Die amerikanische "Fassung" weist gegenüber der französischen erhebliche Unterschiede auf. Im Vordergrund von REUNION stehen zunächst ausführliche Gefechtsszenen der US Army. Der Kommentartext, der unentwegt die Bilder begleitet, beschreibt in einem fiktiven Wir die Perspektive der GI's. Die Musik liegt wie ein wogender Teppich hinter den Bildern, ohne jedoch wirklich Spannungsbögen zu bauen. Material aus dem Film TODESMÜHLEN (45) wird verwendet. Es sind die Szenen, die nach der Befreiung der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz gedreht wurden: die Grußtafel der französischen Gefangenen an die Alliierten, die kleinen Kinder, die ihre Häftlingsnummern zeigen. Jedes Bild wird erklärt, jedes mögliche Gefühl, das das Bild auslösen könnte, vorweggenommen:"It was a rush of exitement, a feeling that couldn't be controlled, because it had been controlled for so long."
Die Distanz, die der Film in sich trägt und erzeugt, kommt zu sich, wenn die praktischen und organisatorischen Aufgaben, die das amerikanische Militär leistet, beschrieben werden.

Nach der Vorführung der beiden Filme anläßlich des Hamburger Re-education-Seminars wurde die grundsätzlich distanziertere Perspektive der amerikanischen Soldaten und der Erklärungbedarf, den der Film für eine amerikanische Öffentlichkeit zu erfüllen versucht, diskutiert. Und doch birgt der Film die Problematik propagandistischer Filmarbeit: "die forcierte Verbalität, Bilder zu begleiten, mit dem, was sie aussagen sollen"(45).

Schließlich benutzt auch der britische Film THE WAY FROM GERMANY (46) wiederum Material, das schon in LE RETOUR zu finden ist: die Szenen von der Befreiung des Konzentrationslager Bergen-Belsen, die Menschenmengen, die nach Hause ziehen, die Verräterin, die geohrfeigt wird, die Entlausung mit DDT, die Ankunfts- und Wiedersehensszenen am Bahnhof in Paris. Der Fokus des Films liegt hier jedoch auf den displaced persons, den ehemaligen Zwangsarbeitern. Diese werden zu Beginn des Films in nachinszenierten Szenen gezeigt. Berichtet wird von Widerstandszellen und Sabotageakten während des Krieges. Die Ausbrüche von Gewalt gegen die deutschen Peiniger, Plünderungsszenen, Vandalismus nehmen sehr viel mehr Raum ein als in den anderen beiden Filmen. Selbstorganisation und Alltag in den dp-Camps: Nahrungsmittelpakete und Kleidung werden ausgegeben, zeitungslesende Männer sitzen in einem Zimmer, an dessen Wänden Palästina-Plakate hängen. Die Bahnhofsszene in Paris bleibt trotz des sonst ausführlichen Textes (47) unkommentiert. Der Film schließt mit wehenden Fahnen und einem Appell an die Vereinten Nationen.

Während die Tendenz der politischen Aufklärung in den Filmen der alliierten Mächte sich länderspezifisch und von der jeweiligen filmischen Tradition her charakterisieren läßt und damit der Beitrag Frankreichs grade auch in seiner Differenz zu den Beiträgen der USA, Großbrittaniens und der UDSSR eine unverwechselbare Handschrift trägt, so kann demgegenüber die Filmpolitik der französischen Besatzungsmacht kaum als die Erfüllung eines programmatischen Schemas gelesen werden. Zwar waren die Bemühungen von einem grundsätzlichen Verständnis der Möglichkeiten kultureller Aufbauarbeit bestimmt, auch gingen Erfahrungen aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg mit ein, doch schon in der Einschätzung des umerziehungsbedürftigen Charakters der Deutschen unterschieden sich die Konzepte weitgehend. Der Generalverwalter Laffon hatte sich der von de Gaulle, Schmittlein und Vermeil vertretenen Preussentum-These widersetzt. Und Vermeil zitiert in seinem programmatischen Umerziehungstext den Autor Friedrich Meinecke (48) voller Wohlwollen. Dieser hatte auf dem Hintergrund eines kaum kaschierten Antisemitismus eine Goetheanisierung der Deutschen vorgeschlagen. So unterschiedlich die Konzepte und politischen Richtungen der in der Militärverwaltung Tätigen waren, so läßt sich doch abschließend bemerken, daß viele der französischen Maßnahmen - immer vor dem Hintergrund der geringen ökonomischen Ressourcen betrachtet- durchaus fruchtbar waren. Den nachhaltigsten und produktivsten Einfluß auf die kulturelle Landschaft der späteren Bundesrepublik dürfte die Unterstützung der Filmclubarbeit durch die der Section Education Publique unterstellten Personen wie Albert Tanguy und Joseph Rovan gehabt haben.

Ein Film wie LE RETOUR, der sicher als Einzelfall zu werten ist, zeigt dennoch, wie unverstellt und eindrücklich die jüngsten Erfahrungen mit dem mordenden Nachbarn jenseits des Rheins verarbeitet wurden. Und selbst noch der Skandal um die von der Bonner Regierung verhinderte Aufführung des Films NACHT UND NEBEL von Alain Resnais auf den Filmfestspielen in Cannes im Jahre 1956 zeugt von der aufgeladenen Verschränkung beider Länder auf filmpolitischer Ebene.

Madeleine Bernstorff
(Bedanken möchte ich mich bei Heiner Roß, bei Ulrich Prehn für wertvolle Hinweise, und vor allem bei Boris Schafgans)

____Fußnoten:

  1. Anfang 1946 wurden die Regierungsbezirke Trier und Koblenz zum Land Rheinland- Hessen-Nassau zusammengefaßt. Im Sommer 1946 wurde Rheinland-Pfalz gegründet.

  2. Nach Theodor Eschenburg. Vgl. ders.: Jahre der Besatzung 1945-1949 Stuttgart/Wiesbaden 1983.

  3. 1985 vom Südwestfunk Baden-Baden produziert und vom Institut für Film und Bild / Grünwald bearbeitet. Buch und Regie: Horst Jankowski, 60', Farbe und s/w. VHS 42 00749

  4. Seit 1986 sind die französischen Akten im Centre des Archives de l'occupation française en Allemagne et en Autriche in Colmar (des weiteren Archiv Colmar genannt) zugänglich.

  5. Vgl. Rainer Hudemann: "Reparationsgut oder Partner? Zum Wandel in der Forschung über Frankreichs Deutschlandpolitik nach 1945" in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 6, 97, Berlin, 31.1.1997.

  6. "Das badische Betriebsrätegesetz von 1948 galt Zeitgenossen als das arbeitnehmerfreundlichste im Nachkriegsdeutschland..." zitiert nach Edgar Wolfrum: "DasBild der "düsteren Franzosenzeit"" in Stefan Mertens (Hg.): Vom "Erbfeind" zum "Erneuerer". Aspekte und Motive der französischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg, Sigmaringen 1993. S.105 ff

  7. Theodor W. Adorno: "Erziehung nach Auschwitz" in Stichworte. Kritische Modelle 2, Frankfurt/M.1969. S. 98/99.

  8. Theodor W. Adorno: "Was bedeutet Aufarbeitung der Vergangenheit" in Eingriffe, Frankfurt/ M.1963, S. 133.

  9. Einer der einflußreichsten französischen Germanisten der 20er, 30er und 40er Jahre, Mitglied im Comité français d'Echanges avec l'Allemagne nouvelle, dessen Generalsekretär Alfred Grosser war. "Unter dem Eindruck der deutschen Expansionspolitik entwickelte er (E.V.) seine Variante der gängigen Kontinuitätsthese - er sprach vom Nationalsozialismus als "vulgarisiertem Pangermanismus" - und zeichnete vom Nachbarland ein kulturkritisches Porträt, das intime Vertrautheit mit dessen politischer und Geistesgeschichte verriet, dabei jedoch nicht ohne völkerpsychologische Negativklischees auskam." aus: Stefan Zauner,Erziehung und Kulturmission. Frankreichs Bildungspolitik in Deutschland 1945-1949. München 1994 (Studien zur Zeitgeschichte;43)

  10. Mitglied der Résistance, aus dem nahen Umkreis von de Gaulle und Vertrauter des Oberbefehlshabers Koenig. Chef der Abteilung für Volksbildung (Mitarbeiterin Irene Giron), später Chef der DGAC (Direction Générale des Affaires Culturelles). Stefan Zauner beschreibt den wichtigen Einfluß der innerfranzösischen Schulreformbewegung auf den Umerziehungsanspruch der französischen Besatzungsmacht im Nachkriegsdeutschland. siehe Anm. 3.

  11. zitiert und übersetzt nach dem im Archiv in Colmar vorgefundenen Bericht "Les Alliies et la réeducation des Allemands". Erschienen auch in Politique Étrangère , Nr. 12, Paris,1947

  12. Weitere Broschüren gab es z.B. über die Konzentrationslager und über das Urteil von Nürnberg. Die Broschüren wurden bei Umschulungsseminaren verwendet und außerdem an alle Bibliotheken der Universitäten, Sekundarschulen, Volksschulen und technischen Schulen verteilt - oder in die Hände der Direktoren um sie nur !!! dem Lehrpersonal auszuhändigen. (Archiv Colmar AC 812 / 1 a)

  13. Im Filmkatalog des Filmdienstes für Jugend und Volksbildung vom Januar 1952, in dem die Filme aufgeführt sind, die von der amerikanischen Hochkommission unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, finden sich auch zehn französische Filme, die mit einer Ausnahme in der deutschen Fassung verliehen werden.
    DER FASSBINDER 24' sw df, KÜNSTLERISCHE WANDTEPPICHE 19' sw df, EIN LEBEN FÜR DIE WISSENSCHAFT 35' sw df, MATISSE 25' df sw, MORGENSTUNDE IN FRANKREICH 18' sw df, PALAIS DER ENTDECKUNGEN 8 wissenschaftliche Filme à 11' sw df, RODIN 30's/w df, SAN FRANCESCO D'ASSISI 20' franz. F., TÖPFEREIEN UND FAYENCEN 16' sw df, DER WAGNER 20' sw.

  14. Erschienen 1976 anläßlich der Oberhausener Retrospektive "Deutschland in Trümmern".

  15. Bericht von Jean Arnaud, Baden-Baden, 8. Januar 1947 (Archiv Colmar 4593 DGAA/INF)

  16. Nach Auskunft von Herrn Dr. Holland, Blick in die Welt , Frankfurt/M.

  17. Ein Bericht der Zeitschrift "Der Neue Film" vom 21. September 1947 erwähnt die Herstellung eines weiteren Films (Regie: Max de Vaucorbeil), der sich mit den positiven Ergebnissen beschäftigt, die die französischen Besatzungsbehörden in Deutschland erzielt haben. Weiter wird geschrieben, es gäbe zwei Fassungen dieses "Rechenschaftsberichts" der französischen Besatzungsbehörden, eine für Frankreich und eine für Deutschland.

  18. "Das neue Sonderprogramm EIN JAHR SPÄTER : die angekündigten Sonderprogramme (mit Steuerermäßigung) kommen ab 15.12.46 in den Verleih. Sie werden unter dem Haupttitel EIN JAHR SPÄTER vermietet und umfassen den großen Dokumentarbericht über die Aufbauarbeit der Besatzungstruppe in der französischen Zone Deutschlands, sowie die Hauptfilme IMMENSEE, (Anforderung unter Kennzeichnung) EIN JAHR SPÄTER (A) oder HAB MICH LIEB (Kennzeichnung) EIN JAHR SPÄTER (B)" Filmwoche Nr. 34, Dez. 1946

  19. Ab dem 28. September 1948 oblag die Kontrolle der Filme der neugegründeten Freiwilligen Selbstkontrolle in Wiesbaden. Sie arbeitete mit einer allgemeinen Liste der von den Alliierten verbotenen Filme.

  20. Aus "Der Neue Tag, Volkszeitung für Baden und Württemberg" 30.Oktober 1946.

  21. Die Wochenschau Nr. 43 / 1946 berichtet von diesem Ereignis.

  22. Interview mit der Verfasserin im Mai 1999.

  23. siehe hierzu den Beitrag von Thomas Tode in diesem Band.

  24. Deutsche Fassung von LES VISITEURS DU SOIR (Marcel Carné 1942). Dieser Film war einer der ersten deutsch untertitelten französischen Filme und wurde am 18. Oktober1945 anläßlich der großen Filmgala der Section Cinéma in Baden-Baden gezeigt.

  25. Stage de reeducation im IG-Farben Erholungsheim in Kirchheimbolanden. 4.-9.2.1946 (Archiv Colmar AC 124/ 25, sousdossier 3)

  26. "Mitte 1946 standen in der amerikanischen Zone 1330, inder russischen 1083 und in der britischen 1050 Kalorien zur Verfügung, dagegen waren es in der französischen offiziell 900, in Wirklichkeit sogar noch beträchtlich weniger". siehe Edgar Wolfrum: Das Bild der düsteren Franzosenzeit in Stefan Mertens (Hg.): Vom "Erbfeind" zum "Erneuerer". Aspekte und Motive der französischen Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg, Sigmaringen 1993

  27. Die Neue Filmwoche Februar 1948

  28. Diese Schule ist dazu gedacht, unserer Propaganda in Deutschland zu nützen" (Archiv Colmar AC 556 /2b)

  29. CAGE AUX ROSSIGNOLS, Frankreich 1944 Regie: Jean Dréville.

  30. LES ENFANTS DU PARADIS, Frankreich 1945 Regie: Marcel Carné Drehbuch: Jacques Prévert. Die Gala-Premiere fand am 9. März 1945 im Palais de Chaillot statt. Es war der erste französische Spielfilm im befreiten Frankreich.

  31. Von diesem Film machte nur eine einzige Kopie die Runde in der französischen Zone. Sie war 1949 so abgespielt, daß sie pro Akt mehr als 100 Klebestellen hatte.

  32. Gegen die Aufführung dieses Films legte die CDU im März 1948 Einspruch ein.

  33. Laut Georges Sadoul der einzige Film von künstlerischem Wert, der während des Krieges in Deutschland gedreht wurde.

  34. Brigitte J. Hahn: Umerziehung durch Dokumentarfilm? Ein Instrument amerikanischer Kulturpolitik im Nachkriegsdeutschland (1945-1953), Münster 1997, S. 177 ff.

  35. = Regie

  36. Kamera : Henri Cartier-Bresson, Schnitt: Henri Cartier-Bresson in Zusammenarbeit mit Lieutenant Richard Banks, Produktion: Norma Ratner, 25' bzw. 34'

  37. Uraufführung am 24. Januar 1946

  38. "Im gesamten Film war es sein (Henri Cartier-Bresson's) künstlerisches Empfinden, das ein neues Licht auf jede wesentliche Einzelheit, auf jeden entscheidenden Augenblick richtete, die ein anderer wohl übersehen haben mochte, und er war es sicherlich, der zum Beispie das verlangsamte, spannungsgeladene Tempo, bevor eine Verräterin plötzlich einen Schlag ins Gesicht bekommt, bestimmt hat." Jay Leyda: Filme aus Filmen. Eine Studie über den Kompilationsfilm, Berlin 1967, S. 93

  39. Jens Hofmann: "How to look" in Konkret, Hamburg, 11/99.
    Im sowjetischen Film DAS GERICHT DER VÖLKER (R: Roman Karmen, UDSSR 1947) werden die Leichen der beim Nürnberger Prozess verurteilten und hingerichteten Kriegsverbrecher gezeigt.

  40. Diese Bild hat eine völlig andere Materialqualität und sieht aus wie aus einem Spielfilm entnommen.

  41. Marguerite Duras: Der Schmerz, München 1998

  42. siehe Anmerkung 38

  43. Englisches Drehbuch: Alfred Lewis Levitt, Schnitt: Peter F. Elgar, Sprecher: Daniel Chuggerman, Produktion: United States Information Service, 21'

  44. DIE TODESMÜHLEN / DEATHMILLS Prod.: Office of Military Governement for Germany/United States (OMGUS) Regie und Buch: Hanus Burger, Schnitt: Sam Winston, Billy Wilder. Sprecher: Anton Reimer, Kommentar: Oskar Seidlin, 1945, 22'. Ein Großteil der Aufnahmen desFilms stammt wiederum aus den Filmen NAZI CONCENTRATION CAMPS, MAIDANEK, AUSCHWITZ/OSWIECIM.

  45. Christian Hallig: "Erinnerung an die Arbeit bei der "Welt im Film"" in: Reimers, Lerch-Stumpf, Steinmetz: Von der Kinowochenschau zum aktuellen Fernsehen, München,1983.

  46. THE WAY FROM GERMANY Produktion: Crown Film Unit, Produzent: Basil Wright, Schnitt: Terry Trench, Musik: Elisabeth Luytens, Kommentar: Arthur Calder Marshall, Ton: Ken Cameron, Sprecher: Derek Guyler, 1946, 11'

  47. Der Verfasser des Kommentars, Arthur Calder Marshall ist verantwortlich für die Idee zu Alfred Hitchcocks Film BON VOYAGE, der Geschichte der Resistance erzählt.

  48. Friedrich Meinecke: Die deutsche Katastrophe. Betrachtungen und Erinnerungen, Wiesbaden 1946. Diese vielgelesene Schrift hatte allein bis 1949 vier Auflagen.

  49. siehe "Nur noch Kirmes" Der Spiegel, Hamburg, Mittwoch 2. Mai 1956