____Filmprogramm
und Trailer zur Ausstellung Vergessene Zukunft, Forgotten Future
von Christian Philipp Müller
Kunstverein München (Helmut Draxler + Hedwig Saxenhuber)
29. 4. -28. 6. 1992
Trailer (Christian
Philipp Müller + Madeleine Bernstorff) Umatic 8’:
Nach ANDERS ALS DIE ANDEREN (Richard Oswald 1919) war ANDERS
ALS DU UND ICH (1957) von Veit Harlan der zweite deutsche Film,
der Homosexualität explizit zum Thema hatte. Harlan, der Regisseur
dieses Schwarz-weiß-Films, war für den NS-Propaganda-Film
JUD SÜß der “Beihilfe zur Verfolgung” angeklagt
worden, das Drehbuch hatte das frühere NSDAP- und SS-Mitglied
Felix Lützendorf geschrieben - beraten wurden sie von dem Sexualwissenschaftler
Hans Giese. Der von den Nationalsozialisten drastisch verschärfte
§175, der Homosexualität unter Strafe stellte, war in
der Nachkriegszeit in das BRD-Strafgesetzbuch übernommen worden.
Die Film-Zensurbehörde FSK beanstandete an ANDERS ALS DU UND
ICH die positive Darstellung des Schwulen-Milieus, die Presse und
einige ‚abstrakte’ Künstler wehrten sich gegen
die Konnotation von nichtgegenständlicher Malerei mit Homosexualität.
Denn der Film spielt die dualistische Gegenüberstellungen abstrakte/naturalistische
Malerei, konkrete/klassische Musik, Homo/Hetero-Sexualität
mit tiefen Schatten und etwas hölzerner Inszenierungsweise
frappierend eindeutig aus. Der gefährdete junge Mann wird ins
Hetero-Normative via naturalistischem Zeichnen und sinfonischer
Musik zurückgebeamt. Der Trailer für die Ausstellung „Vergessene
Zukunft“ zeigt damals zensuriertes Material (z.B. den internationalen
Freundeskreis des dämonisch-ironischen Dr. Boris Winkler, gespielt
von Friedrich Joloff) und assoziiert einige symptomatische Szenen
mit Joloffs Raumpatrouillenstimme und den Farbspielen und sozialhygienischen
Postulaten des Lichtkünstlers Nicolas Schöffer.
Madeleine Bernstorff
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Filmproramm .pdf

Abbildungen aus dem Ausstellungskataklog
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