René Vautier

 

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___René Vautier
in „Caméra Citoyenne“ Mémoires (éditions Apogée 1998) Seite 10+ 11

»Wenn das Fernsehen euere Arbeiten ablehnt, dann macht doch Kino! – Aber kein Produzent würde heutzutage mehr einen Film finanzieren, der nicht bereits vor dem Dreh die Abnahmegarantie einer Fernsehstation vorweisen kann... Also was nun? Also, also, ich überlasse das Philosophieren Ihnen, lieber Leser und liebe Leserin. Ich werde für Sie einfach ein paar Beispiele entblättern – Beispiele der Zensur? Nein, es gibt keine Zensur bei Fernsehstationen... sagen wir also – einige konkrete Beispiele von 'Widerstand gegen den Ausdruck in Bild und Ton'. Gelebtes, ausschließlich Gelebtes; die Mühe der genauen Analyse und der Schlussfolgerungen überlasse ich anderen – Ihnen selbst? Wenn Sie doch nur die Gründe für solche Bild-Löcher in der Geschichte der französischen Gesellschaft dieses letzten halben Jahrhunderts verstehen könnten; die Geschichte lässt sich vielleicht besser anhand des Nicht-Gesagten verstehen als anhand von Geschriebenem, das ordnungsgemäß autorisiert wurde – vor allen Dingen dem auf Filmmaterial Eingeschriebenen.

Die erste Zensur, mit der man konfrontiert wird, sei es diffus oder ganz exakt gefasst, ist oft die öffentliche Meinung, das Urteil einer Gruppe, eines Milieus – und das ist auch eine derjenigen Formen der Zensur, der zu trotzen am schwierigsten ist.«

(Übersetzung: Brigitta Kuster)