FRÜHE
INTERVENTIONEN |
Freitag, 24.9.2010 | |||
23.9 - 27.9.2010 Filmprogramm: |
18 Uhr |
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Der
Fanatismus der Suffragettes In der Lichtbildbühne vom Dezember 1912 wird warnend angemerkt:
„Der Fanatismus der Sufragettes hat schon wieder eine neue Kampfmethode
erdacht, um dem tief gehassten männlichen Geschlecht, vor allem aber
der ihre Bestrebungen hemmenden Staatsregierung zuleibe zu gehen. Bei
allen künftigen Veranstaltungen und Aufzügen der Suffragettes
werden sie sich von weiblichen Kinooperateuren begleiten lassen, um sofort
alle „Übergriffe“ der Polizei kinematographisch aufnehmen
zu können. Die Films sollen dann im ganzen Lande den Frauen vorgeführt
werden, damit die Geschlechtsgenossinnen in den kleineren Städten
ersehen können, mit welchen Schwierigkeiten die Frauenbewegung zu
kämpfen hat. Dieses neue Propagandamittel soll, um das Kind beim
richtigen Namen zu nennen, die Frauen der Provinzstädte, die bisher
von der hässlichen Bewegung verschont blieben, aufhetzen und zu grösseren
„Heldentaten“ aufmuntern...“ Ähnlich der Arbeiterbewegung,
die vehement Einspruch erhob gegen Bilder von verantwortungslosen Arbeitern
und gewalttätigen Streikenden, verurteilten die Suffragetten die
verzerrte kinematographische Darstellung ihres Kampfes. Im Anschluss an den Vortrag von Madeleine Bernstorff präsentiert
Mariann
Lewinsky die DVDs Cento anni fa: Attrici comiche e suffragette
1910-1914 / Vor 100 Jahren: Komikerinnen und Suffragetten 1910-1914 und
Cento anni fa: European Cinema of 1909 |
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19 Uhr | ||||
Militanzen Die radikale englische Womens Social Political Union (WSPU) unter der autokratischen Leitung von Emmeline Pankhurst kämpfte seit 1903 für politische Frauenrechte. Sie organisierte Demonstrationen, Kampagnen und unzählige Petitionen. Um 1910 radikalisierte sich das Vorgehen der WSPU. Ihre Mitglieder benutzten Militanz und Gewalt zur Herstellung von Öffentlichkeit; die Repression wurde daraufhin stärker. Viele Komödien beziehen sich auf die englische Bewegung der WSPU. Die Non-Fiction-Filme zeigen ein geordneteres Bild: Lange Aufmärsche in weißen Kleidern, mit den Insignien des Holloway-Gefängnisses und mit Transparenten wie „Taxation without Representation is Tyranny“. In Les Femmes députées kandidieren Madame Dupont und Madame Dubois gegeneinander, im strengen Tweedkostüm und mit gestreifter Krawatte. Reden, Plakatierschlachten, Wahlwerbung bei den Gemüsefrauen und Parlamentsdebatten, all dies habe zur Folge, dass die Ehemänner mit Haushalt und die Babies ohne Obhut alleingelassen sind, und es diesen Ehemännern einzig bleibt, sich mit ihren männlichen Leidensgenossen - mit Schleifen der Pariser Ammen an ihren Zylindern - zum Babyvergleich zu treffen... Ein geplagter Ehemann träumt noch 1918, als Premierminister drakonische Strafen gegen aktionistische Suffragetten zu erlassen, um sie in ihrer Militanz zu zermürben (Milling the Militants), doch mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs stellten sich die meisten Suffragetten in den Dienst der nationalen Kriegssache und verzichteten darauf, das Wahlrecht zu fordern. Der frühe Anti-Kriegsfilm Dans le sous-marin endet mit einer Allegorie: Die Friedensgöttin Pax wacht über die Zerstörung der Waffen. Die Parlamentsfrauen Scenes in the Record: Demonstration of Suffragettes |
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21 Uhr | ||||
Frauen-Alltag
und -Freizeit Die legendäre Mitchell & Kenyon-Sammlung bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende. Dieses von Vanessa Toulmin ausgewählte Filmprogramm erschließt Frauen-Alltag und -Freizeit in der Mitchell & Kenyon Sammlung, erläutert Arbeitsbedingungen und soziale, politische Hintergründe: Mädchen, die in den Kohlegruben arbeiten, Spinnerei-Arbeiterinnen und Weberinnen, die aus den Fabriken des industrialisierten Englands kommen. Das häusliche und industrielle Umfeld illustriert die Bandbreite weiblicher Arbeit und die Rolle der Frauen im Übergang zur modernen Gesellschaft. Die 1900er Jahre waren die Zeit großer Veränderungen am Arbeitsplatz und wachsender Mobilität auf der Straße, die Konsumkultur bot den Frauen zusätzlich soziale Räume der Teilhabe. Straßenszenen mit den ersten Kaufhäusern in Manchester und Liverpool, Strandszenen in Blackpool zeigen Arbeiter_innen in ihrer Freizeit. Diese Auswahl aus der M&K-Sammlung wird bisher ungesehenes Material vorstellen. Vanessa Toulmin, die die Sammlung bearbeitet und mehrfach zu Mitchell & Kenyon publiziert hat, wird anschließend über ihre Forschungen berichten. Arbeiterinnen Soziales Umfeld der Frauen Freizeit und Spiel |
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