FRÜHE
INTERVENTIONEN |
Sonntag, 26.9.2010 | |||
23.9 - 27.9.2010 Filmprogramm:
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18 Uhr |
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Re-Reading Steinach Anfang des 20sten Jahrhunderts experimentierten namhafte Forscher –
darunter Eugen Steinach – mit hormonellen Geschlechtsumwandlungen.
Die experimentelle Hormonforschung konstruierte dabei eine neue "Anthropologie,
die Männer und Frauen als instabile homöostatische Zustände,
als Wirkungen von männlichen und weiblichen Hormonen verstand"
(Heiko Stoff: Vermännlichung, Verweiblichung, Verjüngung). Steinachs
Forschungen (1922) – ein sexualmedizinischer Aufklärungsfilm
der Ufa unter der Regie von Nicholas Kaufmann – stellt eine Dokumentation
dieser Experimente dar. Filmbilder werden zu Messinstrumenten, Indikatoren,
die unentwegt Wissen und Erzähltechniken produzieren. Sie etablieren
ein Maß, dessen Referenzpunkt ein weißes DIN A 4 Papier, eine
Messlatte am linken Bildrand oder ein nackter normalisierter Körper
darstellt. Produziert wird der Blick auf das „Andere“, das
Freakisierte, „Anormale“, die sexuellen Zwischenstufen. Welche
Rolle spielen Bilder in der Konstruktion polizeilicher normalisierender
Ordnungen? Wie diesen Bildern begegnen ohne ihre Gewaltförmigkeit
zu reproduzieren? |
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19 Uhr | ||||
Mann/Frau/Norm/Kino Die widerspenstige Braut Mistinguett in der Pagen-Uniform sieht attraktiv aus und kann die Beine zeigen, einer der Zwecke so mancher Hosenrolle in Oper, Tanz und Film. In Märchenfilmen wie Cendrillon spielen Frauen in Rokoko-Hosen elegante Prinzen und Tanzpartner. In der Kinokomik vor 1910 hingegen werden die Geschlechterrollen und -kostüme mit vehementer Freude durcheinandergewirbelt. Mit erstaunlicher Brutalität prügeln sich die streikenden Ammen – darunter viele Männer in Frauenkleidern – mit der Polizei (Le Grêve des nourrices). Wundersalben in La Lation magique lassen Bärte auf Brüsten und Busen auf Glatzen wachsen. In Monsieur et Madame sont pressés versuchen sich Monsieur und Madame zum Ausgehen bereit zu machen: der Stoptrick verwandelt Zylinder in Damenhut, Rock in Hose, Hemd in Stiefel ... In Le Poulet de Mme Pipelard poussiert ein Briefträger mit einem anderen Mann, der angeblich eine Köchin sein soll. Wenn Mutter und Töchter Vaters Hosen aus dem Schrank stehlen und damit rauchend durch die Straßen ziehen, dann schlüpft der Vater flugs in einen Rock und tanzt durch den Salon (Mes filles portent les jupes-culotte). Andere Männer (Il duello allo shrapnel) wiederum haschen sich mit erigierten Schwanzraketen im Wald. Die Berliner Po-Po-Polizei schwenkt anmutig denselben im Metropol-Revue-Tonbild Schutzmann-Lied. Meine Töchter tragen Hosenröcke (Mes filles
portent la jupes-culotte) |
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21 Uhr | ||||
Die Frau von
morgen Das Kino vor 1910 ist reich an Non-Fiction-Filmen, die alltägliche
Arbeit zeigen: pittoresk-ländliche Aufnahmen von der Buchweizenernte
in der Bretagne oder Bilder der Papierherstellung in Isola del Liri, zwei
Filme, die auf selbstverständliche Weise Frauenarbeit zeigen. Buchweizenernte in der Bretagne (Recolte du sarasin)
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