FRÜHE
INTERVENTIONEN |
Samstag, 25.9.2010 | ||||
23.9 - 27.9.2010 Filmprogramm:
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18 Uhr |
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La Neuropatologia La Neuropatologia ist ein medizinischer Lehrfilm des Turiner Neurologen Camillo Negri aus dem Jahr 1908. „Der Film kann, wird er unter medizinhistorischen Gesichtspunkten klassifiziert, als Vorführung eines Anfalls von Hysterie betrachtet werden. Filmdramaturgisch hingegen ließe er sich ebenso gut als expressionistisches Drama bezeichnen, als Dreiecksgeschichte. [...] Der medizinische Sachverhalt ist ohne die medizinische Bühne, das Theater, die Inszenierung nicht sichtbar zu machen. Mit der Einführung fotografischer Techniken in einigen Kliniken – wie in der Pariser Salpêtrière – Ende des 19. Jahrhunderts bahnt sich eine Wende zum Primat des Visuellen in der medizinischen Methodik und auch in der neurologischen Diagnostik an.“ (Ute Holl) „Ist die Aufnahme einmal gemacht, so ist das Bild jederzeit zur Reproduktion bereit. Der Film ist eben stets 'in Stimmung', Versager gibt’s nicht." (Hans Hennes, Die Kinematographie im Dienste der Neurologie und Psychiatrie) |
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19 Uhr | |||||
Inszenierung
und Abbildung: Ein kinematographisches Studio La Neuropatologia eröffnet den Blick auf Inszenierungsverhältnisse:
In dem Fragment La Ribalta gibt der Schauspiellehrer und frühere
Geliebte einer Schauspielerin dieser Regieanweisungen, um einen Bühnentod
zu proben: er sitzt hinter ihr wie ein Psychoanalytiker; sie aber benutzt
diese Probe, um sich tatsächlich das Leben zu nehmen. Die österreichische
Firma Saturn stellte etwa vier Jahre lang „pikante Szenen“
für Herrenabende her. In der Produktion Beim Photographen
geht es um die Anstrengungen, ein williges Modell zu finden; um eine große
Dame, die durchaus Gefallen findet, nackt fotografiert zu werden; ihre
Inszenierungsvorschläge und um die begierigen Klienten des Fotografen.
Das eitle Stubenmädchen genießt es im gleichnamigen Film, allein
im Raum und selbstvergessen wie eine nackte Statue zu posieren. La Neuropatologia |
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21 Uhr | |||||
Funkelnde
Sterne, athletische Frauen, erste Stars Ab 1910 traten sehr viele Komikerinnen in eigenen Serien auf. Ebenso überraschend und erfreulich ist die starke Präsenz von Artistinnen und Performerinnen im Kino vor 1910. Eines der wichtigsten Genres in den kombinierten Kurzfilmprogrammen waren die Tanzszenen und akrobatischen Nummern. Es gibt einerseits Filme von den zentralen Performances der Tanzmoderne: dem Serpentinentanz der Loïe Fuller bzw. ihrer Imitatorinnen, dem Apachentanz der Mistinguett und ihres Partners, aber auch großartige Akrobatinnen wie die Schwestern Dainef. 1892 macht Loïe Fuller mit ihren Serpentinentänzen Furore. Das Kino versucht, die Farbigkeit und Dynamik dieser Textilperformances zu reproduzieren. Mit den komischen Serien beginnt die Starbindung. Lea kommt vom Zirkus und spielt in Lea e il gomitolo mit athletischer Verve den Ausbruch eines jungen Mädchens, dem die Eltern abverlangen, nicht zu lesen, sondern zu stricken, also zu arbeiten. La Confession ist ein stummer Film, in dem wir alles verstehen: eine Großaufnahme der Schönen, die ihre nächtlichen Abenteuer einem lüsternen Mönch beichtet. Die eifersüchtige Frau in Femme jalouse nimmt eine sehr praktische und athletische Rache an ihrem untreuen Mann. In Zigomar peau d’anguille sehen wir Zigomars kaltblütige Komplizin La Rosaria in ihrem schwarzen Catsuit, gespielt von der sportlich agilen Josette Andriot: sie entsteigt einem Sarg und holt den tot geglaubten Zigomar wieder ins Leben zurück. In der zweiten Episode tritt sie als exotische Zirkustänzerin auf und stiehlt mithilfe des Elefanten den Safe des Zirkusdirektors. Bei der Verhaftung verrät das böse Lächeln von Josette Andriot, dass sie schon bald wieder zu neuen Schandtaten bereit sein wird. Danse Serpentine/ Annabella
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